Richtlinien für Dienstwagen, Reisekosten Parkplätze und Abwesenheitsassistenten – in jedem Unternehmen gibt es eine Vielzahl von Regeln, die es zu befolgen gilt. Je größer das Unternehmen, desto dicker das Regelbuch.

In den meisten Fällen werden Regeln aufgestellt, um das Miteinander zu organisieren und das Zusammenleben bzw. -arbeiten zu vereinfachen. Oft steckt eine gute Absicht

Viele Regeln führen zu normiertem Verhalten

Regeln teilen uns mit, was wir zu tun oder zu lassen haben, was richtig oder falsch ist. Sie sagen uns zum Beispiel wer auf Dienstreisen welche Mietwagenkategorie fahren darf. Trifft eine neue und unerwartete Situation ein, gibt es sofort eine neue Regel. Dadurch wird der eigene Handlungsspielraum immer enger und das individuelle Denken nimmt ab. Die Folge: normiertes Verhalten. Wir halten uns an Vorgaben und sichern uns ab. Wer will schon wegen Regelverstößen bestraft werden? Parallel entsteht ein hoher administrativer Aufwand, denn das Einhalten der Regeln muss schließlich kontrolliert werden.

Menschenverstand und Eigenverantwortung statt Regeln

Was wäre, wenn wir zukünftig wieder mehr auf unseren gesunden Menschenverstand und auf mehr Eigenverantwortung setzen würden? Die dadurch entstehende Energie könnten wir stattdessen für die Weiterentwicklung des Unternehmens einsetzen. Und was wäre, wenn wir statt Regelungen vielmehr Prinzipien vereinbaren würden? Dann könnte in der Reiskostenrichtlinie beispielsweise stehen: Wir reisen kostenbewusst oder wir achten bei Reisen auf unseren ökologischen Fußabdruck. Beachtet jeder diese beiden Punkte kann er eigenverantwortlich seine Entscheidung treffen, für die er auch geradestehen muss.

Ein Plädoyer für Prinzipien statt Regeln

Regeln sind gut und sinnvoll in Situationen, die bekannt oder vorhersehbar sind. So muss niemand mehr diskutieren oder erst entscheiden, was zu tun ist. Allerdings wird ein Regelwerk nie die Komplexität der Realität abdecken können.

Prinzipien dagegen sind sehr schlank, geben Orientierung und können auch bei Veränderungen und Überraschungen angewendet werden. Sie öffnen den Handlungsraum für selbstständiges Denken und Verantwortungsübernahme und verhindern zugleich Beliebigkeit.

Deshalb plädiere ich für mehr Prinzipien, auch wenn das mehr Diskussion und Austausch im Unternehmen bedeutet. Das dadurch entstehende Wissen fördert dafür unternehmerisches Denken und Handeln und genau das ist es doch, was wir in den Unternehmen brauchen. Dass sich das auch auf die aktuelle Diskussion zu Homeoffice in Post-Corona-Zeiten übertragen lässt, zeigt sich bereits in vielen Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite.

Foto: Tim Gouw – unsplash.com